Wir verlassen also Griechenland und überqueren bei Ipsala die Grenze zur Türkei. An der Grenze haben wir noch eine kurze, sehr nette Unterhaltung mit der deutschen Bundespolizei (Frontex). Noch im Grenzbereich steigt ein Türkei aus seinem Auto aus und spricht uns auf unsere Reise an. Er hat großes Interesse, wird allerdings von seinem Englisch ausgebremst.
Nachdem wir die Bürokratie hinter uns gelassen haben, fahren wir auf einer zweispurigen Schnellstraße in Richtung Kesan. Die Straße hat einen sehr breiten Seitenstreifen sodass wir uns sehr sicher fühlen. Wir treffen am Abend in Kesan ein. Also zu spät um noch irgendwo zu zelten. In einem Cafe mit Internet suchen wir uns ein Hotel. Der Besitzer, Sedan, des Cafes spricht deutsch und hilft uns dabei. Sein Bruder verkauft vor der Tür Obst und wir bekommen direkt ein paar Äpfel und Mandarinen geschenkt. Sedan verhandelt im Hotel den Preis für uns und wir haben eine sehr komfortable Nacht!
Am nächsten Tag geht es in Richtung Gallipoli. Wieder auf der zweispurigen Straße... . So haben wir uns das Radfahren nicht vorgestellt, aber es gibt leider keine vernünftige Ausweichroute. Auf der Halbinsel Gelibolu wechseln wir dann von der Küste in Landesinnere und fahren wieder ruhige, kleine Straßen und stellen begeistert fest, im Gegensatz zu Griechenland liegt wirklich wenig bis kein Müll im Straßengraben.
In Eceabat setzen wir nach Canakkale über, bestaunen das trojanische Pferd aus dem Film Troja und bleiben für eine Nacht wieder im Hotel. Armin traut sich am Ende sogar zum Barbier und setzt dem willkürlich wuchernden Bart ein Ende! Am nächsten Tag besuchen wir noch ein Museum und radeln dann weiter nach Troja.
Die Ruinen um Troja sind sehr beeindruckend! Über Jahrtausende wurde die Stadt mehrmals übereinander gebaut, sodass es 7 unterschiedliche Ausgrabungsebenen gibt. Bereits H. Schlieman hatte bereits 1870 erste Vermutungen über den wahren Ort Trojas angestellt und erste Ausgrabungen begonnen. Doch erst 2012 wurde offiziell bestätigt das Schlieman Troja auch tatsächlich gefunden hatte. Etwas unmotiviert radeln wir nach unserer historischen Exkursion noch am selben Tag ein paar Kilometer weiter und schlagen unser Zelt zwischen Büschen im Niemansland neben einer Seitenstraße auf.
Wie ihr bereits aus unserem vorherigen Blog erfahren habt, werden wir am nächsten Morgen sehr ungemütlich von einem Schneesturm geweckt. Da Ausharren kälter als einfach weiteradeln ist, und wir tatsächlich auch ein bisschen Spaß an dem Wetter haben setzen wir unseren Weg nach Bergama fort.
In Bergama kommen wir bei Emine unter. Sie ist Vorsitzende des lokalen Cycle Club und empfängt uns trotz gebrochenen Englisch, (doch dank Google Translater kein Problem) mehr als warmherzig. Bei ihr zu Gast ist bereits Hsiang-Hin aus Taiwan, sie radelt zusammen mit Ruben von Berlin nach Taiwan. Wir haben einen tollen Abend zusammen und fallen dann todmüde ins Bett. Eigentlich wollten wir nur einen Tag bleiben, aber Emine ist so gastfreundlich und wir sind von den vorhergegangen Tagen so kaputt dass wir noch einen weiteren Tag bleiben. Als Dank kochen wir am zweiten Abend kochen wir für alle Käsespätzle.
Wir besuchen dann bei blauem Himmel Pergamon. Ein wirklich beeindruckender Ort. Schade, dass der Pergamonaltar nicht mehr an seinem ursprünglichen Platz steht.
Am Abend lädt uns Emine noch in ein Cafe ein. Dort musiziert jeden Abend eine Gruppe von Türken mit klassischen türkischen Instrumenten. Ein toller, lockerer Abend der mit einem für die Region bekannten Straßenimbiss - Kokorec - endet. Wer wissen will was das ist, sollte es selbst nachschlagen aber zuvor einmal probieren.
Am nächsten Tag verabschieden wir uns von Emine und radeln noch ein paar Kilometer zusammen. Wir können ihr gar nicht genug danken! Wir hatten zwei wirklich tolle Tage in Bergama.
Wir meiden wieder die Küstenstraße und fahren im Landesinneren um eine antike Städte zu besuchen. Im Landesinneren fahren heißt mehr Höhenmeter aber dafür tolle Landschaft und Straßen.
Wir beschließen noch eine weitere Ausgrabungsstätte auf dem Weg zu besuchen, jedoch ist es als wir ankommen bereits 5 Uhr nachmittags und damit sind wir außerhalb der Besuchszeiten. Der nette Herr vom Schalter lässt uns auf Nachfrage bei der Schule im Dorf zelten.
So schlagen wir also unser Zelt inmitten eines 100 Seelen Dorfes auf. Ein bisschen ein mulmiges Gefühl haben wir anfangs dort aber dann doch, da wir nicht so recht wissen was mir machen sollen, falls ein Dorfbewohner nachfragt. Letztlich werden wir aber von jedem vorbeikommenden Dorfbewohner mit einem freundlichen "Hosgeldiniz" (Herzlich Willkommen") begrüßt.
Bis dato hat uns die Türkei sehr gefallen. Die Gastfreundlichkeit, die Landschaft, wir sind begeistert.