Dienstag, 23. April 2019

Georgien! (und die letzten Kilometer in der Türkei)

Eigentlich dachten wir dass auf der Strecke von Trabzon nach Batumi in Georgien nicht mehr allzu viel passieren wird. Die Straße ist flach, viel befahren, es ist grau und trist. Trotzdem ist soviel passiert in den letzten drei Tagen, dass wir das euch nicht vorenthalten wollen.

Wir verlassen also Trabzon und radeln in der bekannten 5er Gruppe (Mike aus England, Clare und James aus Irland) nach Rize. Dort übernachten wir bei Mustafa. Mustafa führt einen Tee Salon und wir dürfen im 1ten Stock übernachten. Unten wird fleißig "Okey" gespielt, eine türkische Variante von Romme Cup. Der Abend wird lang. Wir trinken viel Cay, haben sehr nette Gespräche und manche von uns lernen "Okey" (manch einer würde auch "meistern" sagen).



Wir rücken dann die Tische und Stühle beiseite und schlafen auf dem Boden. Nach einer kuscheligen Nacht geht es weiter in Richtung Georgien. Gegen 4 Uhr sind wir unsere Tagesetappe gefahren und suchen nach einem Schlafplatz als Murat aus einer kleinen Hütte direkt am schwarzen Meer herauskommt und uns abpasst. In seiner 3x3m "großen" Hütte finden wir Schutz vor dem Regen und können uns an einem Holzofen aufwärmen. Vor uns waren bereits einige Radler zu Gast, wie man eindrucksvoll an der Außenwand seiner Hütte sehen kann.



Wir entscheiden uns zu fünft in seiner Hütte die Nacht zu vollbringen. Murat kocht noch für uns und wir haben ein gemeinsames Abendessen mit sehr viel Cay. Die Gastfreundlichkeit die er uns entgegen bringt ist unglaublich. Einen schöneren Abschluß für die Türkei können wir uns kaum vorstellen.














Am nächsten Morgen bekommen wir noch Frühstück. Murat bereitet uns ein regionales Gericht, eine Art Knoblauch-Käse-Fondue. Danach geht es an die letzten Kilometer in der Türkei. Wir radeln ca.10km bis wir BEIDE plötzlich einen Platten haben! Kleine Randnotiz: Das ist unser erster Platten nach 6 Monaten auf dem Rad. Bei mir ist es eine Glasscherbe, bei Désirée ein kleines Stück Draht das sich durch den Mantel gearbeitet hat.


Unter viel Beobachtung und vielen "klugen" Ratschlägen wechseln wir unsere Schläuche. Mike hat unsere Panne audiovisuell begleitet. Das und noch andere Eindrücke gibt es in seinem Video hier.

Danach radeln wir wirklich die letzten Kilometer in der Türkei und erreichen schließlich Georgien!





















Der Wetterbericht für die nächste Woche sieht vielversprechend aus! Endlich wieder Sonne. Wir freuen uns sehr auf die kommenden Abenteuer in Georgien.

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Freitag, 19. April 2019

Zum schwarzen Meer!

Wir verlassen Kappadokien gen Nordosten um das schwarze Meer zu erreichen. Die Hochebene ist zwar schön, aber so langsam wollen wir wieder mehr grün und mehr Vegetation sehen. Die ersten Kilometer nach Kayseri sind sehr entspannt. Auf flacher Straße und mit Rückenwind kommen wir gut voran. Das Wetter ist auch gnädig zu uns und wir haben ein paar schöne Tage. Sehr beeindruckt sind wir von den vielen Schmetterlingen auf der Hochebene. So eine Masse haben wir noch nie gesehen.



Bevor wir jedoch das schwarze Meer erreichen, müssen wir eine Gebirgskette überqueren. In den nächsten Tagen klettern wir mit unseren Rädern über 3000 Höhenmeter bergauf!

Auf der anderen Seite des Sees sehen wir bereits die Straße die uns in die Berge führt.




Die Landschaft ändert sich aber drastisch und wir haben immer etwas zu schauen. Am letzten Tag auf der Hochebene überqueren wir einen Pass auf 2200 Meter Höhe. Als wir dann bergab fahren werden wir von Hagel, Blitz und Donner überrascht. Völlig durchgenässt halten wir an einem Restaurant und wärmen uns am Ofen und an einer warmen Suppe.


Das Wetter scheint besser zu werden und wir radeln weiter bergab in Richtung schwarzes Meer. Die Landschaft erinnert uns sehr an den Schwarzwald. 


Kurze Zeit später fängt es wieder das Regnen an und will auch nicht für die nächsten Tage aufhören. Die letzten Kilometer vor der Küste erstrahlen in saftigem Grün, leider trübt der Regen das sonst schöne Bild. 
Wir treffen wieder auf unseren Reisegefährten Mike und zwei Radler aus Irland, James und Claire. Zusammen quälen wir uns durch den Regen, entlang einer mäßig spannenden Straße.


Die Schlafplatz Suche gestaltet sich schwierig in dieser dicht besiedelten Gegend und so campen wir in einem öffentlichen Park.

Etwas hell beleuchtet, aber zumindest (teilweise) trocken

Das Wetter bleibt die Woche regnerisch und so entscheiden wir uns zusammen ein Apartment zu mieten und ein paar Tage in Trabzon zu bleiben. Uns verbleiben nur noch ca. 200 km in der Türkei. Dann sind wir an der Grenze nach Georgien. Also Zeit für ein Fazit:

Die Türkei hat uns sehr gut gefallen. Die Menschen sind sehr aufgeschlossen, hilfsbereit und die Gastfreundlichkeit die wir erfahren ist bemerkenswert! Auch die Landschaft ist sehr beeindruckend und abwechslungsreich. Lediglich von den Städten haben wir wenige Erinnerungen mitgenommen.
Ein paar Fakten:

  • geradelte Kilometer: 2330 km
  • Bus/Zug: 467 km

Zum Abschluß hier noch ein paar Eindrücke in einem Video:



Freitag, 5. April 2019

Kappadokien


Das Wetter ist uns leider nicht wirklich gnädig und straft uns mit einer Schlechtwetter-Front. Mehrere Tage wolkenbehangener Himmel, viel Regen zwischendurch sogar Schnee und alles irgendwie nass und saukalt.
Die Konsequenzen bleiben bei so einem bescheidenen Wetter nicht aus. Ich (Désirèe) fange mir eine fiese Erkältung ein und habe absolut jeden Spaß am Zelten und Radfahren bei diesem Wetter verloren. Wir retten uns in Konya zunächst in einen Starbucks und gönnen uns gleich mehrere Cafe. Immerhin weiß man hier was man bekommt, denn auf Cafegeschmacksexperimente haben wir nach diesen Tagen wenig Lust. Da Weiterfahren mit Erkältung wenig Sinn macht, wir aber ein wenig Distanz machen wollen, gönnen wir uns gleich nochmal einen Bus nach Nevşehir.


Hier kuriere ich mich etwas aus, und am nächsten Tag besuchen wir eine unterirdische Stadt. Insgesamt soll es über hundert hier in der Region geben, 36 sind davon allerdings nur gefunden. Kaymalı ist eine der Größten. Über 4000 Jahre sind die oberen Stockwerke alt. Die frühen Christen entdeckten die Ruinen und bauten sie immer weiter aus. In Kriegszeiten konnten bis zu 5000 Menschen hier für mehrere Wochen Unterschlupf finden.













Fast 100m unter der Erde liegen die tiefsten Etagen. In den obersten Etagen war Platz für Nutztiere, sogar Kühe und Pferde, weiter nach unten folgten Schlaf-, Wohn- und Gemeinschaftsräume, sogar Kirchen gab es. Wir sind richtig beeindruckt und machen uns nach einer kurzen Führung nochmal selbst auf Entdeckungstour. Ohne die Wegmarkierungen ist es definitiv ein Ort sich zu verlaufen.




Am nächsten Tag machen schwingen wir uns wieder auf die Räder und fahren weiter nach Göreme. Dem Zentrum Kappadokiens. 


Im Tal liegt Göreme

Das kleine, zur Hauptsaison vermutlich von Touristen überrannte Dorf liegt in Mitten kleiner Schluchten mit unzähligen Felstürmen und Felsspitzen. Liebevoll Feenkamine genannt. Ebenso wie unter der Erde lebten auch in den Felsenspitze Menschen. Bis in die 50er Jahren waren einige davon sogar noch offiziell bewohnt. Heute sind ein paar zu Hotels hergerichtet und auch wir nächtigen in einer dieser Höhlen.  


Nach Tagen schlechten Wetters haben wir endlich wieder Glück. Am nächsten Morgen sollen das erste Mal seit Tagen wieder die Heißluftballons starten und so stehen wir noch vor dem Morgengrauen auf und sicheren uns einen Platz um das Spektakel zu beobachten. Über 100 Heißluftballons steigen am Morgen auf. Einen Flug wollen wir uns nicht leisten da, die Preise durch den wetterbedingten tagelangen Ausfall unglaublich hoch sind.



Den Rest des Tages nutzen wir um durch die Täler zu wandern um ein paar der versteckten, in die Felsen geschlagenen Kirchen und Wohnräume zu entdeckten.

Désirée