Freitag, 28. Juni 2019

Kirgistan - In der Schweiz Zentralasiens

Désirée ist wieder fit und wir können nun endlich die Weiten von Kirgistan erkunden. Wir wollen erstmal nach Osten. Das große Ziel ist Karakol, eine Stadt an dem zweitgrößten Bergsee der Welt, dem Yssykköl. Dazu gilt es erstmal die Bergkette östlich von Dschalalabat zu überwinden. Wir starten früh am Morgen, kommen aber nicht allzu weit, weil meine Neugier uns aufhält. Am Straßenrand stehen sehr oft kleine Anhänger die aussehen wie Milchlaster. Was auch immer darin gelagert ist, ich möchte es probieren. Tatsächlich ist es eine Art kühles Malzbier und nachdem es bereits so warm ist, kommt uns das gerade recht.


Danach geht es stetig bergauf in Richtung Berge. Wir radeln an einem Fluss entlang, alles ist sehr schön grün. Die Straße wird zu einer Schotterstraße und das soll sie auch für die nächsten 7 Tage bleiben. Ab und an stehen Yurten an der Seite und Vieh beziehungsweise Pferde grasen. Wir zelten noch vor dem Pass. Am Tag drauf haben wir dann 1600 Höhenmeter Pass vor uns! Während wir uns den Pass nach oben kämpfen, ändert sich das Wetter von blauem Himmel und Sonnenschein zu einer bedrohlichen, dunkeln Wolkendecke. Richtiger Regen bleibt ein Glück erstmal aus und gegen Nachmittag sind wir dann endlich auf den 3.062m.




Wir fahren noch ein Teil bergab und campen dann zwischen zwei Yurten an einem Fluss. Die neugierigen und sehr liebenswerten Kinder haben wir dann den Abend als Unterhaltung, bis es dann doch noch zu Gewittern anfängt.


Die nächsten Tage geht es auf manchmal besserer, manchmal schlechterer Schotterstraße weiter nach Osten. Im Schnitt fahren wir jeden Tag 1000 Höhenmeter. Zusammen mit den Teils schwierigen Straßen kommen wir nur langsam voran. Aber so bleibt mehr Zeit um die tolle Landschaft in Kirgistan zu genießen. Egal wohin wir schauen sind hügelige Landschaften oder Berge.



Unterwegs werden wir von Einheimischen eingeladen und trinken unsere erste vergorene Stutenmilch. Ist gewöhnungsbedürftig. Es gibt nochmal Lagman, dann fahren wir weiter.





Wir entscheiden uns dazu noch den kleinen Bergsee Songköl zu besuchen. Dieser liegt auf einer stattlichen Höhe von 3000 Höhenmetern und der Pass ist sogar auf 3346m. Bevor wir allerdings den Pass in Angriff nehmen, gönnen wir uns einen Pausentag (wir sind mittlerweile schon wieder 6 Tage auf dem Rad) in dem Tal, das uns zum See führt. Das Tal ist sehr grün, hat einen tollen, klaren Bach und erinnert uns etwas an die Schweiz. Kirgistan wird tatsächlich nachgesagt die Schweiz Zentralasiens zu sein.



Nach dem Tag Ruhe fällt uns der Pass tatsächlich relativ leicht. Vielleicht haben wir uns aber auch schon an die Höhe gewöhnt. Jedenfalls haben wir einen neuen eigenen Rekord aufgestellt, indem wir den Pass bezwungen haben. Ob das der Höchste auf unserer Tour ist, bleibt abzuwarten. Die Ebene auf 3000m Höhe ist jedenfalls mal angenehm flach. Die nomadische lebende Bevölkerung ist mit ihrem Vieh (Rinder, Schafe, und viele Pferde) vom Tal hochgezogen und lebt dort im Sommer in Yurten. Bäume sucht man hier vergebens, aber es blühen viele Blumen, unter anderem eine Miniaturversion des Edelweiss. Wir nächtigen diese Nacht ausnahmsweise mal nicht in unserem Zelt, sondern in einer Yurte am See. Dort treffen wir zwei Schweizer mit dem Motorrad. Der Vater und die Tochter fahren beide alte, schweizer Armeemaschinen und wir haben zusammen einen lustigen Abend, bis wir dann in unserer beheizten Yurte schlafen.




Nach einem gemeinsamen Frühstück trennen sich unsere Wege wieder und wir verlassen den See in Richtung Naryn. Nach einer echt anstrengenden Abfahrt, geht es erst an einem Fluss entlang und dann nochmal zurück auf 3000m. Wir zelten nochmal und genießen den tollen Abendhimmel.


Am nächsten Tag fahren wir nach Naryn und machen einen Tag Pause.

Montag, 17. Juni 2019

Kirgistan - Arslanbob

Wir sind mittlerweile schon ein paar Tage in Kirgisistan. Nachdem sich unser Abenteuer langsam, aber sicher dem Ende nähert, haben wir mehrere Tage in Osh verbracht um Organisatorisches zu erledigen. Dann geht es wieder weiter. Wir radeln nach Dschalabat und müssen dort gleich nochmal Pause machen. Désirée kämpft mit Durchfall und so bleiben wir in Dschalabat erstmal im Hotel.
Jetzt sind wir schon über eine Woche in Kirgisistan und haben quasi noch nichts gesehen. Etwas frustrierend, aber es wird schon noch werden. Ein bisschen was haben wir aber trotzdem gesehen und das wollen wir euch nicht vorenthalten.

Aus Zeiten als die Seidenstraße noch aktiv war.



Désirée ist wieder auf dem Weg der Besserung, aber vor uns liegt ein Pass auf 3000m Höhe, vielleicht ist es noch etwas zu früh für soviel Anstrengung. Wir entscheiden uns nochmal einen Pausentag zu machen und fahren mit dem Bus nach Arslanbob.

noch ist der Bus leer

Je näher wir kommen, desto grüner wird alles um uns herum. Bevor wir uns einen Wasserfall anschauen, gehen wir erstmal essen. Es gibt Lagman, eine Art Gulasch mit Nudel. Sehr sehr lecker.










Am Wasserfall ist extrem viel los und wir suchen relativ schnell das Weite. Viel spannender, als der Wasserfall sind die Walnusswälder die Arslanbob umgeben. Der Sage nach hat Alexander der Große die Walnüsse von hier in den Westen gebracht. Die Bäume sind extrem hoch, alt und verknorzt. Etwa 1500 Tonnen Walnüsse werden hier jährlich geerntet. Es sieht schon sehr beeindruckend aus, vorallem mit der Bergkulisse im Hintergrund.




Freitag, 7. Juni 2019

Usbekistan

Wir entscheiden uns zwei Tage in Samarkand zu bleiben und suchen uns ein Hostel. Hier treffen wir zum ersten Mal auf unseren Reise auf wirkliche viele andere Reisende auf einen Fleck.
Da unser Zug morgens angekommen ist, ziehen wir schon am Mittag los die Stadt erkunden. Wir besichtigen das Grabmal von Timur Amir einem zentralasiatischen Militärführer und Herrscher. Wir sind sehr beeindruckt von den abertausenden kleinen blauen und bunten Mosaiksteinen und der dreidimensionalen Struktur.


Am nächsten Tag besichtigen wir den Registan in Samarkand, einen Regierungspalast auf dem 15 Jahrhundert. Wir kommen uns vor wie in dem Märchen 1001 Nacht. Etwas vergleichbares haben wir beide bisher noch nicht gesehen.





Auf dem Fahrrad sind wir es bereits gewöhnt immer freudig begrüßt zu werden, aber dass wir selbst als normaler Sightseeing Tourist eine Attraktion sind ist neu für uns. Immer wieder fragen uns Usbeken aus und wollen Fotos mit uns machen. Die Menschen wirken aufgeschlossen und sehr freundlich. Kurze Hose und ärmelloses T-Shirt ist hier kein Problem. Auf der anderen Seite bekommt Désirée erklärt, dass es passieren kann, dass die Schwiegermutter die Scheidung einreicht, wenn man in den ersten Jahren der Ehe keine Kinder bekommt. 
Beim Durchwandern der Stadt stellen wir schnell fest, dass die Infrastruktur außerhalb des touristischen Zentrums schnell nachlässt. 
Alleine Geld zu bekommen stellt sich als Herausforderung dar. 
Nachdem wir uns ein bisschen von der Zugfahrt erholt haben, schwingen wir uns wieder auf die Räder und machen uns auf in Richtung des Zaamin Nationalpark. Auf immer schlechter werdenden Straßen geht es ein lang gezogenes Tal zwischen zwei Bergketten hinauf. Die Berggipfel südlich von uns sind Stellen bereits die Grenze zu Tadschikistan dar. 




Im Laufe der Strecke wird die Straße immer steiler und schlechter, sodass wir zwischenzeitlich gezwungen sind zu schieben. 



Aber die anstrengende Fahrt lohnt sich. Wir begegnen immer weniger Menschen und stets werden wir eingeladen über Nacht zu bleiben oder bekommen Essen und Trinken geschenkt.



Nach zwei Tagen bergauf, zelten wir dann am Anfang des National Parks kurz bevor es anfängt zu regnen und zu Gewittern.





Am nächsten Morgen hält ein Auto an der Straße und der Besitzer des Landes oder jemand der in dem Park arbeitet (Kommunikation ist sehr schwierig) kommt zu uns. Auf meine Frage ob es ok war, dass wir hier gezeltet haben, bejaht er das uns fragt uns ob wir etwas zu essen brauchen. Ich lehne dankend ab und er fährt weiter. 15 Minuten später ist er wieder da und gibt uns ein Laib Brot und Joghurt in einer 1,5 Liter Wasser Flasche. Die Menschen hier in Usbekistan sind so unglaublich gastfreundlich!
Am folgenden Tag ist uns eine lange Abfahrtstrecke auf halbwegs guter Straße gegönnt und wir kommen gut voran. Als wir abends in der Stadt ankommen, suchen wir zunächst eine Bank auf. Wir werden zwar fündig, aber Geld erhalten wir trotzdem nicht. Dank Sprachbarriere sind wir uns nicht ganz sicher ob es am Monatsende oder an unserer Visitkarte liegt. Gott sei Dank haben wir noch genug Geld über, und Armin geht in einen lokalen Minimarkt um einzukaufen. Nach der üblichen non-verbalen und malerisch unterstützen Unterhaltung sind wir um einige Lebensmittel reicher und haben eine Übernachtungseinladung. Der Ladenbesitzer nimmt uns kurzerhand mit auf seinen Hof in der Stadt.


Wir bekommen reichlich Abendessen und dürfen im Anschluss das Bad benutzen um uns zu Waschen. Mit Eimer und Schöpfkelle. Danach wird sich noch ein bisschen unterhalten und wir zeigen Fotos aus Deutschland. Danach werden wir schlafen geschickt. Zwar dürfen wir in einem Raum die nacht verbringen, wohl gemerkt aber in getrennten Betten. 


Wir radeln weiter Richtung Osten, vorbei an Tashkent über die einzig große Pass-Verbindungsstraße zwischen dem östlichen und westlichen Teil des Landes. Diesmal ist es nicht der Anstieg der uns quält, sondern die unerbittliche Sonne. Auf der asphaltierten Straße werden wir förmlich gegrillt. Wir retten uns von Schattenplatz zu Schattenplatz die Straße hinauf. 
Und wie auch die Tage davor werden wir mehrfach täglich eingeladen, erhalten Lebensmittel und werden um Fotos mit uns gebeten. Inzwischen gibt es wahrscheinlich mehr Fotos von uns auf usbekischen Smartphones als wir selber besitzen. 
Auffällig ist außerdem, dass die meisten (eher älteren) Männer auch wenn sie zuerst an mir vorbei kommen erst Armin grüßen, oftmals auch nur ihm die Hand geben und auch bevorzugt mit ihm sprechen.