Endlich geht es weiter. Um dem Verkehr in Athen zu entgehen, fahren wir mit der Metro bis kurz vor den Flughafen und dann gen Osten bis nach Rafina. Dort wollen wir eigentlich auf einem Campingplatz bleiben, als wir ankommen müssen wir feststellen, dass der Campingplatz und der Norden von Rafina von dem Feuer im Sommer 2018 heimgesucht wurden.
Die Gegend ist zu sehr besiedelt um wild zu campen, also bleiben wir für heute in einem Apartment. Am nächsten Tag nehmen wir dann die Fähre nach Evia, die zweit größte griechische Insel. Jetzt geht es für uns mit dem Fahrrad fahren in Griechenland richtig los. Wir kommen an der schönen Küstenstadt in Marmari an und haben direkt den ersten Hügel vor uns.
Mit einer angenehmen Steigung und bei bestem Wetter geht es bergauf und dann die Küste entlang. Die Landschaft ist zunächst richtig karg, fast nur steinig, später geprägt von Olivenhainen und Nadelbäumen. Insgesamt ist es wesentlich karger als das was wir zuletzt in Neuseeland gesehen haben. Ab jetzt können wir auch endlich wieder wild unser Zelt aufschlagen. Dass wir das tun (müssen) hat mehrere Gründe. Zum Einen sind wir in der Nebensaison, d.h. die Campingplätze sind sowieso nicht geöffnet, zum Anderen ist es natürlich umsonst. Das Beste ist allerdings, dass man an den tollsten, ungewöhnlichsten Orten schläft.
Wir fahren dann wahlweise in der Mitte der Insel oder an der Westküste in Richtung Norden. Der Verkehr ist wie erhofft moderat und es lässt sich angenehm fahren.
In Neuseeland waren wir es gewohnt, regelmäßig von Fremden auf das Radfahren angesprochen zu werden. Diesen Umstand suchen wir in Griechenland vergebens und wir sind anfangs etwas irritiert, dass man von uns so gar keine Kenntnis nimmt. Wir stellen aber im Laufe der Tage fest, dass die Griechen extrem hilfsbereit und sehr nett sind, wenn man denn mit ihnen ins Gespräch kommt. Vorerst ist es aber ein Rentner aus Schweden, den wir beim Einkaufen treffen und der uns ausfragt. Bei einem Treffen mit ihm bleibt es aber nicht. Als wir gegen 16 Uhr in Limni ankommen, treffen wir ihn erneut. Diesmal beim Ouzo trinken. Es dauert nicht lange und wir sitzen bei ihm und trinken Wein. Er erzählt uns von seinem Land auf dem er Bio Wein anbaut und lädt uns ein in einem Kindergarten zu schlafen, den er führt. Der Kindergarten entpuppt sich als ehemalige Ladenzeile mit großer Fensterfront und ist mit einer Modelleisenbahn und Carrera Bahn ausgestattet. Die Modelle für beides baut er zusammen mit den Kindern und deren Eltern.
Nach einem gemeinsamen Abendessen, nicht ohne den Hinweis auf die Kirchturmglocken, machen wir es uns auf dem Boden gemütlich und schlafen zügig ein. Es wird jedoch eine unruhige Nacht, da wir, wie vorgewarnt, stündlich von den Kirchturmglocken direkt gegenüber geweckt werden.
Wir fahren weiter nach Edipsos und bestaunen die heißen Quellen, die es dort in der Stadt gibt. An mehrerer Stellen entspringt heißes Wasser und mündet dann im Meer.
Es geht weiter nach Agrocampus, von wo wir die Fähre nach Glyfa nehmen und noch bis nach Achillio radeln. Dort erwartet uns eine griechische Familie, bei der wir ein herrliches Abendessen erhalten und übernachten dürfen. Die Kommunikation verläuft schwierig, aber dennoch sehr lustig.
Nach einem üppigen Frühstück und Reiseproviant geht es auf dem Festland weiter.
Wir folgen den Tip eines Einheimischen und umfahren eine größere Küstenstadt um den Verkehr zu entgehen und enden zu unserem Entsetzen auf der Bundesstraße parallel zur Autobahn. Blöd nur, dass der griechische Alltagsverkehr die gebührenpflichtige Autobahn im Allgemeinen meidet und wir daher mit sichtbar mehr Verkehr zu kämpfen haben, als neben uns auf der Autobahn passiert. Wir versuchen unser Glück über kleine Nebenstraßen und manövrieren uns prompt in eine Sackgasse. Anfangs drehen unserer Räder nur durch und ein vorkommen ist anstrengend. Wenige Meter weiter blockieren aber sowohl Vorder- als auch Hinterrad vor lauter Schlamm und Dreck.
Obwohl die Straße zwar weitergeht, gibt es für uns nur noch zurück. Inzwischen kommt die Nacht immer näher und unsere Schlafplatzsuche für heute stellt sich ziemlich aussichtslos dar. Etwas entmutigt fragen wir schließlich mit Händen und Füßen in einem kleinem Laden nach Hilfe. Ein Grieche nimmt sich unserer an. Ein paar Telefonate und zahlreichen Diskussionen zwischen den Griechen und dem örtlichen Bäcker später, sind wir zwar immer noch ahnungslos was mit uns passieren wird, jedoch um zwei Schokoladen, zwei griechischen Teilchen und zwei Brote reicher. Letztlich werden wir von unserem Griechen in eine Lagerhalle gebracht. Hier dürfen wir neben zwei Trucks unser Zelt aufstellen.
Selbstredend hat der Bäcker uns zum Frühstück gleich für den nächsten morgen einbestellt. Und so erhalten wir am folgenden Morgen gleich nochmals zwei Teilchen und weitere fünf Brote.... wer um Himmels willen soll insgesamt SIEBEN Brote essen....
Glücklich und dankbar um die wirklich sehr liebenswerte Unterstützung radeln wir motiviert, trotz bescheidenem Wetter weiter Richtung Olymp. Zwar blitzt die Sonne hier und dort immer mal wieder doch die Wolkendecke, wir haben aber großen Erfolg daran diese Stellen zu meiden.
Wir umgehen diesmal mit Erfolg die Hauptstraßen. Netter Nebeneffekt: die vielen Sprints die wir wegen den wilden, uns bellend verfolgenden Hunden hinlegen müssen, tragen sicherlich zu einem guten Training bei.
Auf der Strecke treffen wir einen sehr sympathischen Briten, Mike, der bereits seit fast einem Jahr mit dem Rad durch Europa fährt. Obwohl wir so ziemlich die selbe Strecke planen, trennen sich unsere Wege vorerst wieder, da wir uns einen Ruhetag in einem kleinem Apartment in der Nähe des Olymps gönnen wollen. Mal sehen ob sich unsere Radwege nochmal kreuzen werden.
Was beim Buchen den Eindruck eines kleinen jedoch durchaus lebhaften Küstenort mit Cafes, Restaurants, einigen Supermärkten und diversen Läden aussah, entpuppt sich aus vollkommen ausgestorbener Touristenort. Es gibt zig Apartmentanlagen, neben ebenso vielen Hotels wie Campingplätzen, alle jedoch Saison und leider auch krisenbedingt derzeit nicht geöffnet. Einzig ein winziger Supermarkt und viel zu viele Hunde erwarten uns.