Noch auf der Fähre nach Aktau stellen wir fest: der Hafen von Aktau liegt ähnlich wie der internationale Hafen von Baku knappe 90km von der eigentlichen Stadt entfernt. Glücklich darüber das wir bereits morgens einlaufen und auch recht zügig vom Boot mit unserem Einreisestempel runter können steht der Plan schnell fest. Wir wollen noch am selben Tag bis Aktau radeln. Dummerweise haben wir natürlich nicht mit weiteren Kontrollen gerechnet. Zunächst müssen wir alle Taschen öffnen und selbstredend auf Hundenasenhöhe runter stellen. Nur damit ein weder motiviert, noch interessiert wirkenden Zollhund von seinem Herrchen mit dem Kopf in fast jede Tasche rein geschubst wird. Nach dem sowohl Hund als auch wir Radler diese Prozedur überstanden haben dürfen wir los radeln nur um am nächsten Zaun stehen zu bleiben. Ein Grenzbeamter schaut kurz in unseren Pass, nickt und schickt uns durch ein Gebäude durch bevor er von dannen zieht. Der Beamte auf der anderen Seite des Gebäudes ist weniger genügsam und schickt uns kurzerhand, wohl aufgrund fehlender "Fahrzeug"-Papieren zum "Service"Gebäude zurück. Hier bekommen wir gesagt, wir brauchen keine "Fahrzeug"Papiere aber uns muss der Zollhund nochmal???? kontrollieren.... Trotz freundlicher Übersetzungshilfe eines azerbaidschanischen Mannes sollen wir warten. So vergeht die Zeit.... Nichts passiert... Schließlich fragen wir nochmal nach, inzwischen ist es um die Mittagszeit. Man schaut uns ungläubig an und gibt uns zu verstehen, dass wir ja schon lange gehen können.
So radeln wir schließlich los und ziehen trotz fortgeschrittener Zeit noch unsere 90km bis Aktau durch. Wüste, Kamele, Schlangen und viele Gegenwind später kommen wir ziemlich ausgelaugt in unserem Hotel in Aktau an.
Hier treffen wir zwei Schweizer Radler, die sich kurzerhand ein Auto gekauft haben und für einige Zeit motorisiert unterwegs sein wollen. Der netten Gesellschaft und eher weniger einladenden Radelstrecke geschuldet versacken wir paar Tage in der ziemlich langweiligen verschlafenen Stadt Aktau.
|
Bazar in Aktau |
Bevor wir uns wieder auf die Räder machen. Motiviert starten wir in die Wüste und werden schneller als uns lieb ist desillusioniert. Es gibt Kamele, Schlangen, Wüstenrennmäuse, Sand, Ölpumpen, keinen Schatten, keine Dörfer, nur Gegenwind und nichtmal irgendwelche Kurven auf der Straße.
|
Eine von tausenden Ölpumpen |
Nach 3 Tagen haben wir das Gefühl alles gesehen zu haben und fühlen uns zunehmend frustriert über die Landschaft. So entscheiden wir uns schlichtweg den Zug zu nehmen und auf knappe 1500km weitere Wüstenlandschaft zu verzichten.
|
Am Bahnhof |
Gott sei Dank können wir auf die Hilfe einer russisch-sprechenden Freundin zurückgreifen und so gestaltet sich das Zugticket kaufen recht einfach. Wir haben Glück und der erste Zug kommt noch am selben Abend und der 2mal wöchentlich verkehrende Langstreckenzug bereits in der folgenden Nacht.
|
Warten auf den Zug |
Nach der offenen Hilfsbereitschaft der Menschen in der Türkei, Georgien und Azerbaidschan sind wir ein wenig irritiert, als man uns in Kasachstan mit einem freundlichen jedoch sehr reservierten Lächeln, erstmal von einem zum anderen Waggon in und her schickt und sich keiner wirklich bemüht unsere Räder in den Zug zu bekommen.
Gedanklich finden wir uns bereits damit ab, dass wir hier kurzerhand stehen gelassen werden. Aber wir irren uns, und so zeigen sich die Zugbeamten letztlich doch freundlich und hilfsbereit und helfen uns mit dem Gepäck.
So verbringen wir letztlich in Summe knappe 38h auf zwei Zugfahrten im Liegewagen und passieren die Grenze zu Usbekistan halb schlafend im Zug.
|
Großraumschlafwagen im Zug |
Geschafft aber um ein weiteres unglaubliches Erlebnis auf unserer Reise kommen wir in Samarkand an.
Désirée